Farmington, New Mexico: Der schönste Ort, den ich kenne

Farmington, New Mexico: Der schönste Ort, den ich kenne

Farmington, New Mexico: Der schönste Ort, den ich kenne

Liebe Schülerinnern und Schüler der KGS Hambergen,

rund 4 Monate ist es her, dass auch ich eine von euch war. Nun, 4 Monate nachdem ich eure Schule zum letzten Mal betreten habe, sieht mein Leben komplett anders aus.

Ich lebe in Farmington, New Mexico, in den USA. Ich bin Austauschschülerin an der Farmington High School und darf täglich das Leben eines amerikanischen Teenagers leben. Diese Entscheidung traf ich im Januar, doch ich kann es immer noch nicht glauben, meinen größten Traum wirklich zu leben.

 

Die Entscheidung, meine “Heimat” zurückzulassen, war die beste meines Lebens. Es klingt hart, aber all die Erfahrungen, die ich in meinen bisherigen 3 Monaten schon gemacht habe, sind alle Schwierigkeiten wert. Ich werde euch nicht anlügen, es ist nicht immer leicht. Man verpasst einen Flug und schläft am Flughafen - allein. Man startet eine neue Schule, in einer anderen Sprache - allein. Man ist der oder die Neue in einer Familie. Man muss sich an vieles gewöhnen, aber es ist es wert! Man findet eine zweite Familie, Freunde, entdeckt Aktivitäten oder Sportarten, für sich oder wie ich, die Kirche, die hier echt viel besser als in Deutschland ist! Man verändert sich, wird erwachsener, aber gleichzeitig auch das komplette Gegenteil. Hier ist man erwachsen mit 21 und wird bis man so alt ist als Kind behandelt, was nicht immer negativ ist.

Das absolut Coolste ist für mich, es mag komisch klingen, mit meinen gleichaltrigen Freunden ins Auto zu steigen, die Musik aufzudrehen und zu Dairy Queen (weltbestes Eis!) zu fahren. Man ist nicht auf seine Eltern angewiesen und es ist einfach so viel Spaß.

Wer wollte nicht schon immer zu einem High School Football Spiel gehen? Oder zum Homecoming oder Prom Dance. Alle seine Klassen wählen zu können, von Fashion Design zu Auto tuning, sich in cheerleading, Football oder Baseball ausprobieren, School Spirit erleben, den ganzen Tag Englisch sprechen, in Englisch träumen, für den eigenen Akzent bewundert zu werden, obwohl man selbst ihn hasst. Es ist nicht wie in High School Musical, es ist anders, besser und gottseidank mit weniger Gesang, obwohl Amerikaner echt viel singen.

Was es bedeutet ein Austauschschüler zu sein:

Es bedeutet sich unwohl zu fühlen, sich alles neu aufbauen zu müssen, oft auf sich allein gestellt zu sein, Sprachprobleme zu haben, aber auch so viel mehr. Es bedeutet neue Menschen kennen zu lernen, Freunde am anderen Ende der Welt zu finden, Fremde zu einer zweiten Familie werden zu lassen, neue Erfahrungen zu machen, ein zweites, komplett anderes Leben zu haben, seine neue Heimat schätzen zu lernen und nach 10 Monaten verlassen zu müssen. Nur letzteres ist ein richtiges Contra fuer ein Austauschjahr, denn schon nach drei Monaten kann ich sagen, die USA sind meine Heimat, meine Gastfamilie meine zweite Familie, meine Freunde die besten Freunde, die man haben kann und meine Stadt der beste Ort für mich zu leben. Ich kann sagen, dass ich ein zweites Leben habe und um ehrlich zu sein, ich hatte kein Problem Deutschland zurückzulassen, aber wenn ich heute an meinen Abschied von Amerika denke, könnte ich jetzt schon in Tränen ausbrechen und dabei habe ich noch 8 Monate. 8 Monate, um Amerika noch mehr schätzen zu lernen. 8 Monate klingt lang, beinahe ein ganzes Schuljahr, aber die letzten 3 fühlen sich an wie Tage aber gleichzeitig auch wie ein ganzes Leben.

Austauschschüler zu sein bedeutet zu leben, ein ganzes Leben in 10 Monaten. Sich eingewöhnen, Freunde finden, in der Schule klarkommen, Feiertage erleben, deutsch verlernen (already happened) und letztendlich Abschied zu nehmen.

Zum Schluss kann ich euch nur raten, wenn ihr die Chance habt ein Jahr lang ein anderes Leben zu leben, ein wenig mutig seid und nicht zu sehr an eurer Familie und Freunden hängt, macht es, ihr werdet es nicht bereuen. Ich für meinen Teil habe schon heute Angst vor dem Tag, an dem ich diese Stadt, die ich jetzt schon mein Zuhause nenne, verlassen muss. Es wird der wahrscheinlich traurigste Tag meines Lebens, weil ich so viel verlieren werde, das ganze Leben, das ich mir mühsam aufbaue, Freunde, Familie, Schule, alles.

Einer meiner Freunde fragte mich, bevor ich Deutschland verließ, ob ich nicht ein wenig verrückt bin. Ich denke, man muss einfach ein wenig verrückt sein, um diesen Weg zu gehen und heute kann ich euch allen sagen, ja, verrückt, aber glücklich. At least for now.

Wenn ihr mehr Infos über mein Leben, den Ablauf eines Austauschjahres oder irgendwas anderes habt, fragt mich und vergesst nicht, auch ich war eine von euch, auch ihr könnt diesen Weg gehen.

Viele Liebe Grüße vom schoensten Ort der Welt, Eure Rabea, ehemalige 10.6, AK 2014