„Platt maakt plietsch“ – KGS-SchülerInnen erfolgreich beim Plattdeutsch-Kreisentscheid

"Platt maakt plietsch"

KGS-SchülerInnen erfolgreich beim Plattdeutsch-Kreisentscheid

Lilienthal. Kühe sind in Lilienthal keine Seltenheit. Mit einer Ausnahme vielleicht. Die vermutlich einzige Kuh, die an ihrem Schwanz-Ende eine leuchtende Glühbirne hochhalten kann, steht in Falkenberg.

Und das nicht in einem Stall, sondern inmitten einer Horde Kinder. Wer die Grundschule Falkenberg besucht, sieht sie schon am Eingang mit dem Steert wedeln. Die Schwarzbunte trägt achtern ein Leuchten und um das weiche Kuhmaul ein verschmitztes Grinsen. Weil sie vermutlich auch die einzige Kuh ist, die weiß „dat Platt plietsch maakt“. So steht es jedenfalls fett auf dem Plakat, auf dem die Kuh, der ein Licht aufging, abgebildet ist.

Haben in Falkenberg fleißig op Platt vorgelesen: die Schüler Umut, Bent, Sophie, Milena, Solvej und Malak (von links). (Hans-Henning Hasselberg)

Wie plietsch Platt maakt, das haben dieser Tage 30 Kinder und Jugendliche bewiesen, die am Kreisentscheid im plattdeutschen Vorlesewettbewerb teilgenommen haben. Dazu trafen sie sich in der Grundschule Falkenberg. Hier gehört Plattdeutsch zum guten Ton. Die Schule ist in Lilienthal Projektschule für Plattdeutsch. Alle vier Wochen steht für jede Klasse Plattdeutsch-Unterricht auf dem Stundenplan. Im kommenden Schuljahr möchte die Plattdeutsch-Beauftragte der Schule, die Lehrerin Andrea Schwarz, mit ehre Lütten auch im Kunst- und Sportunterricht Plattdüütsch snacken. Die Kinder können dann selbst entscheiden, ob sie auf Hoch- oder Plattdeutsch antworten. Allein der plattdeutsche Klang im Ohr sorge schon für Lernerfolg, ist die Pädagogin überzeugt. Die meisten Schüler finden Platt sowieso genauso cool wie die kuhle Schwarzbunte an der Eingangstür. Andrea Schwarz erzählt, wie eifrig sie damit beschäftigt sind, den plattdeutschen Spruch der Woche auswendig zu lernen. Mit jedem Spruch, den sie frei erzählen, können die Schüler auf einer Sammelkarte Punkte einheimsen und mit einer Überraschung rechnen, wenn die Stempelkarte voll ist. Der aktuelle Schnack der Woche lautet „Spraken Woort kann‘n nich wedder infangen“. Soll heißen: Lieber öfter mal überlegen, was man sagt.

„Wer die Sprache erstmal im Ohr hat, kann sie auch fließend sprechen.“ Die Erfahrung hat Nele Ohlsen gemacht, die Lehrerin an der Kirsten-Boie-Grundschule in Wallhöfen ist. „Unsere Kinder freuen sich auf den Plattdeutsch-Unterricht, und wenn der mal ausfällt, dann gibt es Gemecker.“ Nele Ohlsen und Andrea Schwarz sind für den Landkreis Osterholz auch Plattdeutsch-Obfrauen beim Landschaftsverband Stade. Die beiden Lehrerinnen haben den Lesewettbewerb organisiert und dafür eine fachkundige Jury plattsnackender Männer und Frauen aus den Heimat- und Bürgervereinen gewinnen können. Als Dankeschön gibt's dafür eine Packung „Moin Cherie“. Sie sitzen nun in verschiedenen Klassenräumen und hören Geschichten von „Huulbessenvertredern“, von „Huusobgaben“ oder von mathebegeistertem Federvieh.

Nur wenige aus den höheren Klassen

Vier Grundschulen haben für den Lesewettbewerb jeweils drei Schulsieger der dritten und vierten Klassen ins Rennen geschickt. Sie kommen von der Dreienkampschule in Schwanewede, von der Kirsten-Boie-Grundschule in Wallhöfen und von den Grundschulen Hüttenbusch und Falkenberg. Etwas dünner sieht die Teilnahme bei den Jahrgängen darüber aus, bedauert Nele Ohlsen. „Plattdeutsch wird in den höheren Klassen nicht mehr so gefördert.“ Somit sind von der Kooperativen Gesamtschule Hambergen nur insgesamt drei Kinder für die Klassen fünf und sechs dabei sowie drei Schüler für die siebten und achten Klassen.
Jürgen Bohling und Gerda Köhler, die bei den Viertklässlern die Ohren gespitzt haben, müssen erstmal ein dickes Lob an die Kinder loswerden, bevor sie die schwierige Aufgabe haben, die Sieger zu ermitteln. „Ihr wart alle super gut.“ Aber auch ganz schön aufgeregt, meint die zehnjährige Solvej, die eine witzige Geschichte mit dem Titel „Immer op de Lütten“ vorgelesen hat. Der zehnjährige Max war mit einer Geschichte über einen Jungen namens Max dabei. Das Vorlesen hat er oft geübt. „Außerdem spreche ich mit Oma und Opa Platt“, verrät der Viertklässler. Offenbar erfolgreich. Max Räke von der Grundschule Hüttenbusch darf als Sieger seiner Jahrgangsstufe zum Bezirksentscheid reisen. Zusammen mit den Kindern auf den Plätzen zwei und drei: Milena Krapulis von der Grundschule Falkenberg und Lotta Ahrens von der Grundschule Wallhöfen. Bei den Drittklässlern siegten Josefine Stahlbaum (Wallhöfen), Davina Katt (Hüttenbusch) und Alex Ben Bey (Wallhöfen). Die KGS Hambergen schickt Nele Büntemeyer, Elena Bülter und Max Laschat für die fünfte und sechste Jahrgangsstufe ins nächste Rennen. Und für die siebten und achten Klassen nehmen Justin Rußmer, Michelle Puckhaber und Norman Kück teil.
Der Bezirksentscheid ist am 17. Mai in Ahlerstedt. Wer dann weiterkommt, darf sich auf den Landesentscheid freuen. Der ist am 12. Juni im NDR-Funkhaus in Hannover.

Quelle: http://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-plattnachwuchs-im-geschichtenmarathon-_arid,1579156.html#nfy-reload (vom 5.4.2017, letzter Zugriff am 17.4.2017)