Noch kommt die Schere nicht zum Einsatz, aber bei der Projektwoche im Fachraum Körperpflege/Friseurhandwerk können immerhin schon Steckfrisuren ausprobiert werden. Foto: Christa Neckermann

Wenn Beruf auf Talent trifft

Wenn Beruf auf Talent trifft

Bei den Berufsbildenden Schulen in Osterholz-Scharmbeck können Jugendliche im Rahmen einer Projektwoche in Handwerks- und Pflegeberufe hineinschnuppern.
Osterholz-Scharmbeck. Seit bereits elf Jahren bieten die Berufsbildenden Schulen (BBS) Osterholz-Scharmbecks den Schülerinnen und Schülern der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Hambergen sowie der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buschhausen im achten Jahrgang die Möglichkeit, eine Woche lang in handwerkliche oder pflegende Berufe hineinzuschnuppern. Damit sollen Jugendliche bei der  Berufsfindung unterstützt werden, aber auch Mädchen für technische Berufe  begeistert und Jungen für die Pflege.

In der vergangenen Woche erhielten 170 Schülerinnen und Schüler aus einem reichhaltigen Angebot einen Einblick in vier verschiedene Berufe ihrer Wahl. Zur Auswahl standen verschiedenen Handwerks-, Industrie- und Pflegeberufe: Maler, Metallbauer, Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Informatiker, Industriemechaniker, Tischler, Maurer, Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, Zimmerer, Frisör, Bäcker und Pflegefachkraft.  Mit den handwerksspezifischen Werkzeugen konnten die Jugendlichen dabei eigene Werkstücke herstellen, die dann mit nach Hause genommen werden konnten. So gab es etwa bei den Malern und Lackierern das Styroporschild mit einem Anfangsbuchstaben des jeweiligen Herstellernamens. Mittels Heißdraht-Schneidegerät, Cuttermesser, Pinsel und Dispersionsfarbe aufgewertet, soll es dann in der Jugendbude für Aufmerksamkeit sorgen. Bei den Kraftfahrzeugmechatronikern wurde eine Prüfbox für eine Anhängersteckdose gebaut, und im Berufsfeld Elektronik konnten die Jugendlichen mit einfachen Mitteln eine eigene Alarmanlage fertigen.

Auch für Eltern von Interesse
Viele Eltern könnten ihren Kindern bei der Berufswahl heute kaum noch helfen, zu viel habe sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert, wissen Dennis Büschke und Neda Gunschera, die an der KGS im achten Jahrgang unterrichten. Daher sind Angebote wie die Berufsorientierungswoche an den Berufsbildenden Schulen auch für die Eltern interessant, stellen doch die vorgestellten Berufe eine hervorragende Alternative zu den häufig überlaufenen „Trendberufen“ dar. „Wir erleben hier immer wieder Schülerinnen und Schüler, die im Umgang mit Werkzeug und Material geradezu aufblühen und plötzlich nicht mehr scheu an der Seite stehen, sondern ihren Klassenkameraden bei der Lösung einer Aufgabe aktiv – und kundig – helfen können“, berichtete Neda Gunschera.

Bilder und Videos aufgenommen
Diese Erfahrungen haben auch André Schlenker, didaktischer Leiter an der IGS Buschhausen, und Kollegin Yvonne Schindler gemacht. Daher haben sie die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ermutigt, während der Berufsorientierungswoche Bilder und Videos aufzunehmen, die dann gemeinsam mit der Multimedia-AG der Schule zu einer Show zusammengestellt und den Eltern zugänglich gemacht werden sollen.

Handwerk hat immer noch goldenen Boden, wie ein altes Sprichwort nahe legte. Es werden immer mehr gut ausgebildete Nachwuchs-Handwerker gesucht, die mit einem Gespür für technische Feinheiten Probleme angehen und lösen helfen.

Nachwuchsmangel im Friseurhandwerk
Im berufsschuleigenen Fachraum Körperpflege und Friseurhandwerk erfuhren Aline und Halime von Fachlehrerin Viola Brandt etwa, dass ganz besonders das Friseurhandwerk im Landkreis Osterholz dringend Nachwuchs sucht. „Im Jahr 2023 haben wir erstmals kein erstes Ausbildungsjahr“, bedauert Brandt. Und dabei sei gerade das Friseurhandwerk Ausgangspunkt für viele interessante Berufe, etwa für Maskenbildner bei Film und Fernsehen.

Das Ausprobieren in der Berufsorientierungswoche kann auch dazu dienen, über die eigenen Stärken und Schwächen nützliche Erfahrungen zu sammeln. Holger Jacob, Zimmerermeister und Lehrer für Fachpraxis an den BBS, der in dieser Woche die Maurerarbeiten beaufsichtigte, fasste zusammen: „Wir hatten die ganze Palette von talentfrei bis hoch talentiert! Hauptsache ist aber, dass sich die Schülerinnen und Schüler überhaupt auf die gestellten Aufgaben einlassen.“ Das bot den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre eigenen Stärken über das übliche Schulfach-Lernen hinaus zu erfahren und mit mehr Selbstbewusstsein an den Platz im Klassenzimmer zurückzukehren.

 

Quelle: https://www.weser-kurier.de/landkreis-osterholz/stadt-osterholz-scharmbeck/projektwoche-in-osterholz-scharmbeck-wenn-beruf-auf-talent-trifft-doc7pd9qvmv64xgmnkviqh (erschienen am 21.03.2023).