Durch Vorurteile ins Abseits: Minderheiten haben es in Deutschland immer noch schwer

Durch Vorurteile ins Abseits:

Minderheiten haben es in Deutschland  immer noch schwer

Diese Erkenntnis gewannen die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs der ,,Gesamtschule am Wällenberg“ bei einem fächerübergreifenden Unterrichts-geschehen. Die Befragung einer Zeitzeugin des 1. und 2. Weltkriegs, sowie ein Theaterbesuch und die Besichtigung einer Synagoge, brachten die Schüler zum Nachdenken.

Die Jugendlichen haben sich die Theateraufführung „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer in Bremerhaven, angesehen. Das Stück spielt um 1900, zu einer Zeit, als das Militär in Deutschland eine bestimmende Rolle einnahm. Es geht um einen vorbestraften Schuster, der um Ansehen ringt und auf der Suche nach einem Job ist. Als ehemaliger Strafgefangener, der nicht gedient hat, stehen für ihn die Chancen sehr schlecht. Er wird behandelt wie ein Mensch zweiter Klasse. Später verkleidet er sich als Hauptmann und hält damit alle zum Narren. Leute, die vorher verachtend zu ihm herabschauten, grüßen nun höflich und befolgen sein Kommando. Allein durch die Uniform wird ihm Respekt entgegengebracht.

Zudem konnten sich die Schüler ein Bild über das Leben als Jude unter dem Naziregime machen. In der Hamberger Kirche verfolgten sie gespannt den Vortrag von Sonja Sonnenfeld, einer 91jährigen Frau, die den Aufstieg und Fall Hitlers miterlebte. Was alle anderen erst viel zu spät merkten, wusste sie schon bei der Machtübernahme des Diktators 1933. Sie hatte als eine der wenigen ein Exemplar von „Mein Kampf“ gelesen. In dem Buch äußert sich Hitler abfällig über Juden und kündigt „seinen Kampf“ an. Die Rede zum Amtsantritt erlebt Sonja Sonnenfeld, als Reporterin getarnt, hautnah mit. Die Botschaft ans Volk: „Hört auf zu denken, denn der Führer denkt für euch.“ Genau das darf nicht noch mal passieren, weiß sie. „Für mich ist Gleichgültigkeit eines der größten Verbrechen“, sagt Sonja Sonnenfeld und fährt fort „aber ich bin mir sicher, dass ihr nicht den selben Fehler, wie eure Urgroßväter machen werdet.“ Sichtlich beeindruckt und um einige Erkenntnisse reicher, verließen die Jugendlichen die Kirche.

Zum Schluss stand die Besichtigung der Bremer Synagoge in der Schwachhausener Heerstraße und ein Gespräch mit der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Bremen, Elvira Noa, auf dem Programm. Vor dem Gotteshaus ist ein großer Zaun hochgezogen und die Polizei ist präsent. Die Angst vor Anschlägen ist auch in der heutigen Zeit noch da. Die Aktualität des Antisemitismus zeigt sich in den neuerlichen Anschlägen auf Synagogen in Istanbul. Für Elvira Noa sind die als antisemitisch kritisierten Äußerungen des Bundestagsabgeordneten Hohmann „ein Tabubruch, den es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben hätte.“

Walter Mülich, Didaktische Leiter der KGS Hambergen, betonte, es sei nun an der heranwachsenden Generation, die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen und uns als weltoffenes Land zu präsentieren. Denn egal, ob Ausländer, Behinderte oder sozial schlechter gestellte, alle haben ein Anrecht darauf respektiert zu werden!

(Jannis Okun / Klasse 9.5)